Konzertreview: George Thorogood

Neulich machte Bluesrock-Urviech George Thorogood seine Aufwartung im Karlsruher Kulturzentrum Tollhaus. Unser Redakteur Sebastian Graf (Treffpunkt Rock) hat ihn getroffen und einen Artikel über das Konzert geschrieben:

Karlsruhe am Montag, den 27. Juli: Ein richtiger Rocker gastiert im Tollhaus! Und genau darauf legt er (nach eigener Aussage) auch Wert: nicht als Blueser bezeichnet zu werden, sondern als Rocker. Zu Recht, wie ich nach dem Gig zu beurteilen vermag, denn die Ruhe der amerikanischen Blues-Roots eines Robert Johnsons aus dem Mississippi-Delta ist seine Sache nicht. Zum Glück, denn nachdem die Dramaturgie bereits nach dem Auftritt der Anheizer J.J. Grey & Mofro mitsamt Combo, welche Charme im Stil der Blues Brothers zu versprühen wussten, ihren Höhepunkt zu erreichen drohte, wurde der Spannungsbogen durch Ennio Morricone aus der Konserve noch ins Unerträgliche geteast. George Thorogood and the Destroyers konnten dann quasi im fliegendem Wechsel mit einem grandios eingestimmten Publikum ihr mit wohlbekannten Eigenkompositionen ("Bad to the Bone") und obligatorischen Blues-Classics-Covern ("One Bourbon, One Scotch And One Beer", John Lee Hooker) gespicktes Setting gewohnt getrieben beginnen und bis zum Ende konsequent durchziehen. Nicht nur phänotypische Anleihen bei Mick Jagger schienen selbst im dunklen, hauptsächlich in rotes und blaues Licht getauchten Konzertsaal offensichtlich, zwar nicht mehr ganz so deutlich wie noch auf dem 1978 beim kanadischen Independent Heavy Metal Label "Attic" (Anvil, Triumph, Lee Aaron) erschienenen dritten Album "Move it on over". Auch motorisch wusste Thorogood sich bei der berühmten britischen Rock-Ikone zu bedienen; insbesondere bei den Moves und dem Einfordern des wohlverdienten Applaus'. Und beim musikalischen Stil der ganz frühen Rolling Stones ebenso. Die gewohnt gemischte Crowd mit leichtem Rockistenüberhang im voll besetzten Tollhaus goutierte die Setlist inklusive des auch von den vielen Langhaarigen (Herren) im Publikum ironisch verstandenen "Get a haircut and get a real job" völlig beeindruckt und ging die ganze Zeit gut mit, denn die Zeltivalstimmung war an diesem Abend Festivalstimmung! Die Songs von Thorogood und den Destroyers sind einem breiteren Publikum vor allem aus Hollywood-Filmen (z. B. "Christine", "Joe Dirt", "Terminator II") bekannt. Am heutigen Abend lieferte die Band den passenden Soundtrack zum Biertrinken, was die Melange aus bierseliger Festivalstimmung und bluesgeschwängerter Pub(rock)-Atmosphäre bestens komplettieren konnte. Ein Wiedersehen und auch -hören im Tollhaus würde somit jeder Zeit wieder richtig viel Spaß machen; vorausgesetzt George behält seinen jugendlichen Elan und seine roughe Art zu Performen... (SG)

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