Zum Ursprung der Psychoanalyse

Und einmal mehr wendet sich Sachzwang FM einem Lieblingsthema zu ... Liegt da schon ein Wiederholungszwang vor?

Zwei eminent interessante Vorträge, relativ allgemeinverständlich, gibt es diesmal zu hören:

  • "Restitution einer 'Kritischen Theorie'. Zur Psychoanalyse" (Helmut Dahmer, 2013 in Berlin)
  • "Wir werden gelebt. Freuds biologischer Materialismus" (Martin Dornis, 2013 in Freiburg)

"Diese Institutionen – die Formen des Eigentums und der Arbeit, des Staats, des Rechts, der Moral, die Klassen- und Schichtstruktur – begünstigen bestimmte Entwicklungen und blockieren andere. Institutionen können veralten und wünschbare Neuerungen blockieren; in diesem Fall werden nicht nur die obsolet gewordenen, sondern die Institutionen überhaupt zum Problem. Auf der Suche nach einem Ausweg aus einer Sackgasse der Entwicklung bildet sich eine neuartige Theorie der Entstehung, der Modifikation und Überwindung von Institutionen heraus. Karl Marx und Sigmund Freud können als die Begründer dieser dritten Art von Wissenschaft gelten, die sich mit Institutionen der Seele und der Sozietät befaßt, die den vergesellschafteten Individuen als natürliche erscheinen und sich dadurch gegen Veränderung immunisieren. [...] Die Institutionenkritik [...] verfährt [...] so, daß sie, wo das Verstehen versagt, provisorisch auf Erklärungen zurückgreift, die sich daran bewähren, daß die davon betroffenen Subjekte sie adoptieren können". (H. Dahmer)

"Vor diesem Hintergrund bedurfte es dann in den Augen von Marxisten, die sich auch mit der Psychologie befassen wollen, einer psychologischen Erweiterung der Marxschen Lehre. Genau dieses Ansinnen, die Psychoanalyse in irgendeiner Weise soziologisch erweitern zu wollen, beruht aber auf einem grundlegenden Mißverständnis über Freud. Andererseits beruht auch das Ansinnen, die Kritik der politischen Ökonomie quasi psychologisch erweitern zu wollen, auf einem Mißverständnis über Marx." Derart "objektive und subjektive Strukturen unterscheiden zu wollen", läuft darauf hinaus, "unter der Hand Marx fürs Obkjektive und Freud fürs Subjektive zuständig" zu machen, "und damit sind letztendlich beide verfehlt. Bei Freud ist gerade die Einheit von Objektivem und Subjektivem kennzeichnend. Und auch bei Marx" finden wir "ja keine objektive Lehre der Gesellschaft, sondern" ihn treibt um "ein Verschränken von objektiven und subjektiven Prozessen". (M. Dornis)

 

Sendetermin
Sonntag, 14. September 2014 - 20:00 bis 22:00
Wiederholung
Freitag, 3. Oktober 2014 - 14:00 bis 16:00
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