„ohne noch irgend etwas zu wollen“: 20 Jahre ästhetische Mobilmachung

Doktor Indoktrinator läßt es sich nicht nehmen und stellt – erstmals bei Sachzwang FM – zwei unveröffentlichte Essays aus eigener Feder vor. Es geht, grob gesagt, um den Niedergang der Popkultur in den vergangenen Jahrzehnten.

Ja, schrullig kann es werden, wenn der Autor sich in verquaster Sprache im Kulturpessimismus suhlt und sich in viel zu vielen (hoffentlich wenigstens unterhaltsamen) Abschweifungen ergeht. Ausgangspunkt beider Texte ist eigentlich je eine - musikalisch - bahnbrechende Schallplatte, die zum Reflektieren darüber einlädt, warum sie so weit vorne ist; bzw. warum der Rest der Welt so weit hinten ist.

  • „Teutonischer Furor – 'Auf einmal wird in Europa deutsch gesprochen'“ (2012)

Vor zwanzig Jahren erschien die erste Platte der schwedischen Band Comecon. Thematisch eine einzige tour de force durch die Ideologiengeschichte Europas im 20. Jahrhundert, in einem Song sogar – und das 1992! – die Eurokrise und insbesondere die Rolle Deutschlands darin vorwegnehmend ... „Es ist eine lange Geschichte, die sich über 40 Jahre erstreckt, von den fünfziger Jahren bis in die neunziger: Rhythm 'n' Blues, Rock 'n' Roll, Beat, Rock, Hardrock, Punk, Heavy Metal, Hardcore, Thrash, Death Metal, Grindcore. War das alles nur kontinuierliche Radikalisierung, Erneuerung, Ausdifferenzierung? Oder sollte da jemals ein qualitativer Bruch gewesen sein?“

  • „Wüster Impressionismus – musikalische Wendung aufs Subjekt“ (2013)

Kaum noch zu erwarten, ist letztlich doch noch, zweiundzwanzig Jahre nach „Loveless“ (1991), eine neue Platte von My Bloody Valentine erschienen: „mbv“. In dieser langen Zeit ist popkulturell viel passiert – oder vielleicht doch nicht, wenn man die Zeitspanne nämlich mit jenen 22 Jahren vergleicht, die z.B. zwischen 1959 und 1981 verstrichen sind ... „Vielleicht muß man wirklich die ganz abseitigen Phänomene studieren und deuten, um bei aller Stagnation der vergangenen Jahrzehnte noch kleine aber signifikante Details aufzuspüren, die vor zwanzig Jahren 'so nicht möglich' gewesen, sprich nicht akzeptiert worden wären und derart etwas über den Fortgang der allgemeinen Regression aussagen können. Ein paar solcher Beobachtungen seien erlaubt.“

Sendetermin
Sonntag, 16. März 2014 - 20:00 bis 22:00
Wiederholung
Freitag, 4. April 2014 - 14:00 bis 16:00
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