Ein Manifest fürs 21. Jahrhundert

Selten genug beschäftigen wir uns mit der Zukunft ...
 

"Nichts mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist."
( Sprichwort )

 

"Wir erheben keinen Anspruch auf Originalität. Anstatt neue »Ansätze«, »Paradigmen« oder »Theorieschulen« auszurufen, versuchen wir lieber, mit dem Gedankenreichtum aus circa zwei Jahrhunderten [...] etwas anzufangen; fast alles ist längst gesagt, wir sagen es in der heutigen Situation nur ein bißchen anders."
( Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft, 2018 )


Während die ganz Sedierten und schon immer Abgeklärten ohnehin nie grundsätzliches Beklemmen in dem, was sie umgibt, gespürt haben und höchstens partikulare, fein geschiedene "Mißstände" aufzuzählen vermögen, haben sich die nicht enden wollenden "Proteste" diverser sogenannter Bewegungen, die meisten kurzatmig und kurzlebig genug, auf solche Mißstände eingeschossen. Mißstände und "Auswüchse", denn davon, daß auch aus Gutem Böses ent-wachsen kann, aus Marktwirtschaft Gier beispielsweise, aus Konkurrenz Ungerechtigkeit, oder aus guter Wirtschaft schlechtes Klima, davon sind sie – Großes Kino lehrt nichts anderes, denn Drama und tragedy sind abendfüllend – zutiefst überzeugt. Das Ganze jedoch kann nicht falsch eingerichtet sein.

Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Man will partout nicht sehen, daß bereits der Reim, den man sich auf die Wirklichkeit macht, nicht reimt.
Und das beginnt schon bei "der Gesellschaft" als bereits verdinglichtem Denkbegriff – als sei diese etwas, das man tatsächlich von außen betrachten, es bewältigen und über es verfügen könne. Längst sind sogar die, welche noch einen Begriff vom Besseren haben und somit von der Notwendigkeit einer Änderung hatten, konservativ geworden. Konservieren wollen sie Demokratie und Menschenrechte (gegen die Populisten), die Natur (gegen ihre Zerstörung), das Internet (gegen Überwachung und hate speech) und das Klima (gegen seinen Wandel). Sie wollen eine Welt ohne Auswüchse, Mißstände und Machenschaften,

Dabei ist doch die ureigenste und keineswegs originelle Erfahrung, die jeder tagtäglich macht, daß die angeblichen Auswüchse, Mißstände und Machenschaften mit eherner Notwendigkeit immer und immer wieder stattfinden. Daraus kann man zweierlei schließen: Entweder hat es verhungernde Kinder und folternde Beamte, ertrinkende Flüchtlinge und erniedrigte Frauen, korrupte Politiker und eigensinnige Geschäftsleute, Tierquälerei und kriegführende Staaten schon immer gegeben und jedes Ansinnen, dies zu ändern, ist naiv und zum Scheitern verurteilt – oder dies alles ist einer Welt gemäß, die doch mal grundsätzlicher infrage zu stellen wäre, Nichts anderem haben sich die Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft verschrieben. 2018 veröffentlichten sie ihr Traktat "Umrisse der Weltcommune".
 

"Die Idee ist gut, doch die Welt noch nicht bereit"
( Tocotronic, 1995 )

 

"Was die Lohnabhängigen nicht mehr aufrechterhalten, können auch Panzer nicht retten."
( Freundinnen und Freunde der klassenlosen Gesellschaft, 2018 )

 

Mit dem historischen Kommunismus wird oft Säuberung und Gehirnwäsche assoziiert. Während autoritäres Gebaren und das Eliminieren von Menschen aus Gremien oder sogar dem gesellschaftlichen Leben ("Säuberung") tatsächlich durchweg abzulehnen sind, bedarf das vom Vorurteil freie Räsonieren und Abwägen neuer Ideen jenes sprichwörtlichen klaren Kopfes. Jede Philosophie, die den Namen verdient, lebt davon. Die alten Gedanken, Ideen und Verfahrensweisen müssen daher nicht "weggewaschen" werden, sie gehören allerdings am Maßstab der Vernunft und Humanität relativiert. Und letztendlich historisiert, ins Museum.

 

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Sendetermin
Sonntag, 15. September 2019 - 20:00 bis 22:00
Wiederholung
Freitag, 4. Oktober 2019 - 14:00 bis 16:00
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