"Das Unglück muß zurückgeschlagen werden"
What's left? ... kann heißen: Was ist übrig? oder: Was ist überhaupt links? Lokomotive der Geschichte? Anwältin der Bedürfnisse? Versöhnerin der Völker? Liga der Weltenretter? Dienstleisterin der Solidarität? Klub der allgemeinen Wohlfahrt? Bulldozer der Humanität? Partei? Bewegung? Verwalterin der Traditionspflege?
Jan-Georg Gerber skizziert eine über 200-jährige Geschichte der politischen Linken, eine Geschichte der großen Niederlagen und kleinen Etappensiege, von vermeintlichen Erfolgen und faulen Kompromissen, eine Geschichte von Abwehrkämpfen und Irrwegen, von Metamorphosen und sichtbaren Abnutzungserscheinungen. Von 1789 über 1848 und 1914, über 1917, 1929, 1933, 1945, über 1968 und 1989 oder 2001 bis heute.
Er begibt sich in seinem Vortrag² auf die Suche nach dem "überschießenden Moment", dem verschütteten transzendierenden Kick, dem ominösen Nichtidentischen.
Eine ähnlich ernüchternde, wenn nicht korrumpierte Geschichte haben Kunst und Kultur hinter sich. Von ihrem einstmaligen Anspruch, die Menschen samt ihrem ästhetischen Empfinden und Urteilen "zu bilden", ist wenig mehr übrig als Funktionen der Zerstreuung und Bespaßung einerseits und Funktionen elitärer Distinktion und gespielter Beflissenheit andererseits. Diese bloß noch in die bestehende Gesellschaft eingepaßte Existenz der Künste ("Kulturindustrie") nimmt sich Jan Gerber in einem weiteren Vortrag³ zur Kritik vor.
²) "Geschichte und Verfall der Linken" (Vortrag in Halle, 2009)
³) "Lob der Kulturindustrie" (Vortrag in Berlin, 2012)