Chronologie der Nötigung – 19. Akt
19. Akt: Charisma schlägt Rationalität
Seit 2010 verfolgen wir sporadisch die Chronologie der Nötigung, den Verlauf der Euro-Schuldenkrise.
Mit dieser vorletzten Folge unserer Sendereihe sind wir im Jahr 2019 angelangt, Themen sind die sich weiter verschärfenden ökonomischen Disparitäten und der nicht enden wollende Rechtstrend in Europa.
Einmal mehr zeichnen wir den Fortgang von sozialer Verelendung und politischer Entscheidungsfindung nach. Hören Sie Kommentare, Analysen und Essays von Mai 2019 bis Januar 2020:
Die linke Kritik an der Europäischen Union spielt den Rechten in die Hände. Was die Linke an Europa hat, muß sie verteidigen – auch an der Wahlurne ... Fremdenhaß und identitärer Wahn greifen in Europa um sich, die EU steht unter Beschuß wie nie zuvor in ihrer Geschichte. Auch immer mehr Linke predigen die Rückkehr zu Volk und Nation ... Entgegen der Entwicklung in vielen Ländern Europas haben rechtspopulistische Parteien in Portugal kaum etwas zu melden. Doch der Erfolg der sozialdemokratischen Minderheitsregierung beruht auch auf strikter Haushaltsdisziplin ... Worte wie »Kriminalisierung von Flüchtlingen« oder »repressive Fluchtabwehr« beschönigen. Was an den Außengrenzen der EU passiert, ist ein Verbrechen ... Rechtsextreme Parteien haben bei den Europawahlen weniger Stimmen bekommen als befürchtet. Ein Grund zur Entwarnung ist das nicht ... Auf die Strafzollpolitik der US-Regierung unter Donald Trump folgen Gegenmaßnahmen. Der US-Wirtschaft scheint dies bislang aber kaum zu schaden ... Ursula von der Leyen wurde mit Stimmen der extremen Rechten zur EU-Kommissionspräsidentin gewählt. Nun hat sie versprochen, antidemokratische Kräfte in der Europäischen Union sanft zu behandeln ... Der deutschen Wirtschaft droht eine Rezession. Die Bundesregierung hält Investitionsprogramme bislang jedoch nicht für notwendig ... Der britische Premierminister Boris Johnson versucht, die Gewaltenteilung durch charismatische Führung zu ersetzen ... Anhänger des US-Präsidenten Donald Trump drohen für den Fall eines erfolgreichen Amtsenthebungsverfahrens mit einem Bürgerkrieg. Trump selbst mischt eifrig mit ... Die Europäische Union wünscht eine »harmonische Entwicklung« der Mitgliedsstaaten. Doch Studien zeigen, daß die Tendenz seit Jahren in die entgegengesetzte Richtung deutet ... Subventionen können soziale und regionale Ungleichheit mindern. Ihre Zuteilung folgt jedoch kapitalistischen Zwängen und Mythen ... Wenn das Ressentiment über die Vernunft siegt: Ein EU-Austritt wäre für das Vereinigte Königreich wirtschaftlich desaströs, doch dafür gäbe es weniger Ausländer ... Der Aufschwung der US-Ökonomie ist von einer erheblichen Vergrößerung der sozialen Gegensätze geprägt ... Am 31. Januar 2020 war es so weit. Nach 47 Jahren Mitgliedschaft ist das Vereinigte Königreich aus der Europäischen Union ausgetreten.
Beiträge von Mark Wester, Rainer Trampert, Anton Landgraf, Thomas von der Osten-Sacken, Jörn Schulz, Elke Wittich, Paul Simon, Axel Berger und Doerte Letzmann.
Im Juli 2023 verstarb überraschend der Journalist und Soziologe Anton Landgraf. Als geschätzter Autor polit-ökonomischer Analysen Europas war er für unsere Sendereihe nicht weniger als der "Chronist der Eurokrise", viele kluge Beiträge stammen aus seiner Feder. Die Sendereihe Chronologie der Nötigung wäre ohne sein Wirken vielleicht nie entstanden. Sie wird mit der 20. Folge enden und dann die 2010er Jahre umfassen.
Was bisher geschah:
- Akt: Wie Deutschland Europa zu erziehen trachtet
- Akt: Die Installation der Technokraten
- Akt: Von der "Agenda 2010" zu "Europa 2020"
- Akt: Die Krise brütet
- Akt: In goldener Morgenröte
- Akt: In Irland, Zypern und anderswo
- Akt: Merkiavellis Europa
- Akt: Nationalisten und Nullzinsen
- Akt: Quantitative Lockerungsübungen
- Akt: Seit 5 Uhr wird zurückgenötigt
- Akt: Improvisieren, wenn es kracht
- Akt: Zu Kreuze
- Akt: Affektierte Öffentlichkeit
- Akt: Europa neurotisch
- Akt: Die Stunde der Gesundbeter
- Akt: Marsch, Marsch! zum Markt!
- Akt: Handelskrieg und mentale Mobilmachung
- Akt: Ten years after, Blick zurück mit Schrecken