Bürgerkrieg in Deutschland 1914–1923

Zu Theorie und Praxis des antiautoritären Kommunismus um 1920

Der Vortrag rekonstruiert die Geschichte des Rätekommunismus in Deutschland während und nach dem Ersten Weltkrieg. Der Referent Seb Bronsky stellt den deutsch-holländischen Rätekommunismus vor und arbeitet sich an der Geschichte von KAPD und AAU-E ab.

 

»Andere mögen ihr: ›Nur nicht zu viel! Nur nicht zu früh!‹ plärren.
Wir werden bei unserem: ›Nur nicht zu wenig! Nur nicht zu spät!‹ beharren.«

Karl Liebknecht

Die russische Oktoberrevolution und die Bolschewiki, allen voran Lenin, wurden von den deutschen Kommunisten bewundert. Auch die antiautoritären Kommunisten waren begeistert von dem Maximalismus, der nicht nur den Weltkrieg beenden, sondern ihn in einen Bürgerkrieg umwandeln wollte; es schien, mit der sozialistischen Weltrevolution würde nun ernst gemacht ...

Zwei, spätestens drei Jahre später war von dieser Bewunderung nicht mehr viel übrig, Bolschewiki und deutsch-holländischer Rätekommunismus waren auseinandergegangen. Lenin warf den Antiautoritären unter den Kommunisten in seinem nachgerade berühmten Pamphlet vor, sie wären eine utopistische "Kinderkrankheit des Kommunismus", die Antiautoritären wiederum sahen in Sowjetrußland nicht die Diktatur des Proletariats, sondern die staatskapitalistische Despotie der bolschewistischen Partei.

Der Vortrag von Seb Bronsky (Sept. 2014 in Leipzig) spricht drei Aspekte an:

  • Erstens wird an die wirkliche Bewegung in Deutschland erinnert, d.h. nicht nur an die proletarischen Kämpfe gegen den Weltkrieg und an die November-Revolution, sondern mehr noch an den heute weitgehend vergessenen, anschließenden Bürgerkrieg.
  • Zweitens an die revolutionären Organisationen: vom Spartakusbund und den Internationalen Kommunisten Deutschlands zur Kommunistischen Partei und deren erster Spaltung; von der Kommunistischen Arbeiter-Partei (KAPD) und der Allgemeinen Arbeiter Union (AAU), die erst nach Tausenden zählten und von denen 1923 nur noch heillos zerstrittene Grüppchen übrig waren.
  • Drittens soll die aus diesen Kämpfen und Auseinandersetzungen hervorgegangene Gesellschaftskritik -- das, was man heute Links- oder Rätekommunismus nennt -- vorgestellt werden, ihre historischen Verdienste wie auch ihre Schwächen und Fehler nicht unerwähnt bleiben.

 

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Sendetermin
Sonntag, 10. April 2016 - 20:00 bis 22:00
Wiederholung
Freitag, 29. April 2016 - 14:00 bis 16:00
Freitag, 6. Mai 2016 - 14:00 bis 16:00
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