Arbeitsgesellschaft
Hartz IV, Inbegriff des neoliberalen Kontroll- und Disziplinarregimes, wurde nach der Jahrhundertwende konzipiert, um die "Volkswirtschaft" und den "Standort" voran zu bringen. Das berüchtigte Hartz IV heißt nun Bürgergeld, ohne daß sich substantiell etwas daran geändert hätte. Der Wind hat sich nicht gedreht, vielmehr gehört die verbale Kosmetik zum politischen Tagesgeschäft.
Jüngeren Generationen wird nachgesagt, sie seien nicht so lohnarbeits- und karriereaffin wie noch die Menschen in den 80er und 90er Jahren. Doch der Bruch mit der Arbeitsgesellschaft bleibt aus, vielmehr läßt man sich heutzutage auch als Geringverdiener ganz selbstverständlich mit Waren und Speisen beliefern wie früher der Adel. Ein unüberschaubares Heer von Lieferknechten samt Fahrzeugen verstopft Straßen und Fußwege, all das scheint völlig normal in der totalen Arbeitsgesellschaft.
An der Schwelle zum 21. Jahrhundert entstand 1999 das Manifest gegen die Arbeit; zeitgleich zum 800-Seiten-Schinken Schwarzbuch Kapitalismus von Robert Kurz, einem der Autoren des Manifests, um das es heute geht.
"Seit Jahrhunderten wird gepredigt, dem Arbeitsgötzen sei allein schon deshalb zu huldigen, weil Bedürfnisse nun einmal nicht ohne schweißtreibendes menschliches Zutun von selbst befriedigt werden. Und der Zweck der ganzen Arbeits-Veranstaltung sei ja wohl die Bedürfnisbefriedigung. Träfe das zu, eine Kritik der Arbeit wäre so sinnvoll wie eine Kritik der Schwerkraft."