100 Jahre 1917: Was wurde aus der Oktoberrevolution?
"Die Russische Revolution von 1917, die die Sowjetunion gebar, verwandelte sich [...] in eine Supermacht [...], in eine Revolution, die eine globale Konstante der Jahrhundertgeschichte wurde. [...] Zwar ist mittlerweile deutlich geworden, daß die Ideen der Französischen Revolution die des Bolschewismus überlebt haben, aber die faktischen Auswirkungen von 1917 waren bei weitem größer und anhaltender als die von 1789. Die Oktoberrevolution brachte die gewaltigste Revolutionsbewegung der modernen Geschichte hervor." (Eric J. Hobsbawm)
Dieses Jahr wird die Russische Revolution, der "Rote Oktober", hundert Jahre alt. Seit einem Vierteljahrhundert ist die Sowjetunion nur mehr Geschichte, und mit ihr der Arbeiter- und Bauernstaat, das größte Land der Erde, der transnationale Staat, der den Sozialismus im Namen führte. Grund genug für Sachzwang FM, die Geschichte des gescheiterten Weltveränderungsversuchs in einer Reihe von Sondersendungen Revue passieren zu lassen.
Als erstes senden wir (in zwei Teilen) einen Vortrag von Konrad Hecker, der sich seinem Gegenstand leidenschaftlich, im wahrhaft ausufernden Duktus eines Filibusters nähert, in geradezu Castro'scher rhetorischer Ausdauer.
Heckers kritische Laudatio ist genau 30 Jahre alt, sie wurde 1987 zum 70. Jahrestag der Oktoberrevolution gehalten und beschäftigt sich insbesondere mit den realpolitischen Winkelzügen ... von der frühen Sowjetmacht, die sich unter Lenin im Bürgerkrieg behaupten muß, ... über die Jahre der autoritären Konsolidierung, der Bürokratie und des "Stalinismus", ... des sich anschließenden "Tauwetters" bzw. der "friedlichen Koexistenz" ... bis hin zum "Reformer" Gorbatschow – auf den man zum Zeitpunkt des Vortrags noch große Hoffnungen setzte.
Der Referent übt eine scharfe kategoriale Kritik, die die staatgewordene "politische Ökonomie des Sozialismus" (den proklamierten Realsozialismus) mit dem Anspruch des kommunistischen Projekts ("Kritik der politischen Ökonomie") konfrontiert.
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