Vor 30 Jahren: tagelange Pogrome in Rostock-Lichtenhagen

An den Ausschreitungen Ende August 1992 beteiligten sich mehrere hundert teilweise rechtsextreme Randalierer und bis zu 3000 applaudierende Zuschauer, die den Einsatz von Polizei und Feuerwehr behinderten. Nachdem die Asyl-Aufnahmestelle zwei Tage später evakuiert worden war, wurde das angrenzende Wohnheim, in dem sich noch über 100 Vietnamesen und ein Fernsehteam aufhielten, in Brand gesteckt. Auf dem Höhepunkt des Pogroms zog sich die Polizei zeitweise völlig zurück, die im brennenden Haus Eingeschlossenen waren jetzt schutzlos sich selbst überlassen. Die Ereignisse steht im Zusammenhang mit der Asyldebatte im wiedervereinigten Deutschland zu Beginn der 1990er Jahre. Politiker und Medien hatten mit populistischen Kampagnen die Stimmung gegen Ausländer angeheizt und derartigen Ausschreitungen einerseits den Boden bereitet. Andererseits diente die rassistische Welle der Gewalt rechten Politikern als Argument zur letztendlichen Demontage des Asylrechts 1993.

 

Wir senden eine Lesung aus dem Band »Kaltland« mit den Herausgebern Manja Präkels und Markus Liske, die auch Erläuterungen zu den Texten abgeben.

 

"Die Brandanschläge in Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen haben sich als Horrorszenarien eines neuen Rassismus nach der Wende in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt. Umso bemerkenswerter ist es, daß in den zahllosen Wenderomanen weder die Opfer eine klare Stimme erhalten noch die Neonazis und Skinheads eine Rolle spielen. Zwanzig Jahre danach füllt »Kaltland« diese Leerstelle mit Erzählungen, autobiografischen Geschichten und Originaltönen prominenter Autoren und Künstler." (Rotbuch Verlag, 2012)

 

Mit zeitgenössischer Musik von Weep Not Child ("From Hoyerswerda to Rostock"), den Goldenen Zitronen ("Das bißchen Totschlag") und Mastino ("Heimatfront").

 

Lesung vom 9. November 2012 in Karlsruhe.

 

Sendetermin
Samstag, 20. August 2022 - 20:00 bis 22:00
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