Hoffen tut der Mensch: Daniel Johnston (1961–2019)


Am 10. September ist der Musiker und Sänger (Singer-Songwriter) Daniel Johnston verstorben. Hörsturz kondoliert mit einer Sondersendung.

 

Von Trieben und Schüben

Musik nimmt hier den Stellenwert eines universellen Lebenstrostes ein, zwar nicht hinreichend, aber unverzichtbar. Anfangs bewegte sich Daniel Johnston vor allem im Bontempi-Universum, der vertraute Klang der mit Luft betriebenen Kinderorgel lieferte den Hintergrund für jene fragile Singstimme. Was dabei herauskam, war immer anrührend und nie kitschig. Das muß man erst mal schaffen! Denn was bei anderen gewiß prätentiös geraten wäre, gelang bei Daniel Johnston höchst authentisch im allerbesten Sinne.
Unbeschadet aller (vielleicht auch bisweilen zur Schau gestellten) Unbeholfenheit hatte Daniel Johnston definitiv so etwas wie poetisches Talent. Die entwaffnende Einfachheit seiner Formulierung war keine Masche. Naive Musik hat ihre ganz eigenen Qualitäten, wie ja auch die naive Malerei. Mit Begriffen wie home recording und Lo-Fi hat man seine Kunst tituliert. Das Attribut Lo-Fi ist dabei zur Charakterisierung der Musik ungefähr so oberflächlich, ungenügend und aussagekräftig wie die Beschreibung von Kafkas Schriften als schwierig, oder die von Konsaliks Büchern als auflagenstark, die Beschreibung von Dieter Bohlens Machwerken als Hi-Fi, oder von John Peel als schnellsprechend.

Gebrochenes Glück

Irgendwie hören sich auch Daniel Johnstons fröhliche Lieder unterschwellig melancholisch an, während die traurigen nur den Banausen komisch anmuten.
Das Lied über Einsamkeit wird zur Ideologie, wenn es überproduziert erklingt; es wird zur Lüge, wenn es im Stadion dargeboten wird.
 

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Sendetermin
Samstag, 28. September 2019 - 22:00 bis 23:00
Wiederholung
Dienstag, 1. Oktober 2019 - 23:59 bis Mittwoch, 2. Oktober 2019 - 1:00
Mittwoch, 2. Oktober 2019 - 14:00 bis 15:00
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