Physiognomien der Krise
Krisen nehmen Gestalt an. Sie haben eine Physiognomie, in der sie sich zeigen. In ihr tritt etwas auseinander und wird unkalkulierbar, was zu Verzerrungen führt und die Masken entstellt. In ihnen wollte sich ein Normalzustand präsentieren, der ein "Weiter so" propagiert, aber weiter nicht kann. Krisenmanagement soll dann richten, was keine eindeutige Richtung mehr hat. Stattdessen öffnet es sich in Vieldeutigkeiten und verläuft ins Unabsehbare. Doch um ehrlich zu sein, interessieren uns die Winkelzüge einer politischen Verwaltung kaum noch, die einmal mehr aus dem Takt geriet und seither durch die Medien stolpert. Sie kann nur noch wiederherstellen wollen, was sich in der eigenen Alternativlosigkeit längst erschöpft hat. Vergessen wir deshalb ihre Protagonisten, die sich beim Bundespräsidenten die Klinke in die Hand geben. Interessanter dürften die mittel- oder langfristigen Perspektiven dieses Betriebs sein, der seine Erschöpfungen unisono in Parolen einer "Nachhaltigkeit" zu kaschieren sucht, um die er sich gruppiert. Interessanter auch jene Interventionen, mit denen Künstlerinnen und Künstler Zäsuren solcher Versuche markieren; wobei unerheblich ist, ob solche Unterbrechungen "Kunst" genannt werden oder nicht. Krise, Nachhaltigkeit und Kunst.
In einem zweiten Teil der Sendung sprechen wir mit Manfred Geier, der eine Doppelbiografie von Ludwig Wittgenstein und Martin Heidegger vorgelegt hat, über die Unterschiede und Berührungspunkte beider Denker – die "letzten Philosophen".
( Eine Sendung von 2017 )