Musik und Macht
Musik und Macht bilden eine Allianz, die erst noch zu entziffern ist. Während zeitgenössische Machtbegriffe in vielen ästhetischen Feldern diskutiert werden, ist die Musik von einer machttheoretischen Reflexion bislang weitgehend unberührt geblieben. Wie alle ästhetischen Dispositive geht aber auch Musik aus einer machtförmigen Disziplinierung hervor, die sich nur nachträglich entziffern läßt – und durch diese Entzifferungsarbeit permanent selbst erneuert.
Doch inwiefern läßt sich in musikalischer Hinsicht überhaupt Macht ausüben? Gibt es eine Sphäre „reiner“, von allen Mächten unbehelligter Musik? Oder geht vielmehr jede musikalische Artikulation immer schon aus ihr vorausliegenden symbolischen Ordnungen hervor, die eingesetzt wurden, um klangliche Kräfte der Logik ökonomischer Zirkulationsbewegungen zu unterwerfen? Muß nicht auch „die Musik“ selbst als eine symbolische Funktion aufgefaßt werden, welche die auditiven Vermögen des Menschen einer Ordnung unterwirft und eine Verbindung zwischen Gehör und Gehorsam herstellt?