Fake

Wer Coca-Cola für ein koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk hielt, bis er eines besseren belehrt wurde, wird nicht überrascht gewesen sein, als die Gesellschaft für deutsche Sprache das Wort „postfaktisch“ im Dezember 2016 zum „Wort des Jahres“ erklärte. Doch nicht nur die Propaganda, die Realitäten der Systeme selbst scheinen zusehends in eine Art „postfaktischen Zustand“ einzutreten. Sprunghaft koppeln sie sich von Tatsachen ab, um nur noch Interpretationen zu interpretieren, die sie dann als Tatsachen zirkulieren lassen. Nach dem Verfall der Währungssysteme setzt sich so eine Implosion der Bedeutungssysteme in Gang. In dieser Sendung beschäftigen wir uns mit einigen Aspekten dieser Entwicklung, der systemischen Physiognomie Donald Trumps etwa, dem Ort einer Entstehung „alternativer Fakten“, einer Sozialpsychologie des Trugbilds und – am Beispiel einer Etude von Philip Glass – der rätselhaften Transparenz musikalischer Wiederholung. Den Abschluß bildet, in der zweiten Stunde, ein Vortrag von Jean-Luc Nancy, in dem dieser die These entwickelt, daß unser Zeitalter nicht mehr das der Kritik sei.

An dieser Sendung haben mitgewirkt:
Hans-Joachim Lenger, Jean-Luc Nancy, Benjamin Sprick, Harald Strauß, David Wallraf