Die Zeit ist aus den Fugen
„Die Zeit ist aus den Fugen“ – mittlerweile macht das Wort Hamlets wie ein Stoßseufzer die Runde. Tatsächlich könnte es sich als programmatische Formel erweisen, die zu präzisen Fragen Anlaß gibt.
Was Habermas einst als „Unübersichtlichkeit der Moderne“ bezeichnete, ist in heftige Turbulenzen geraten. Religiöse, „archaisch“ anmutende Traditionen konfrontieren sich mit hochtechnologisierten Systemen. Spekulative Ökonomien, die imaginäre Werte nahe der Lichtgeschwindigkeit zirkulieren lassen, treffen auf wirtschaftliche Strukturen, die noch industriellen oder gar agrarischen Zeiten gehorchen. Flüchtlingsbewegungen lassen Zeithorizonte unterschiedlicher Kulturen ineinandergreifen, „Modernisierungsgewinner“ treffen auf „Abgehängte“, und asynchrone Zeiten artikulieren sich selbst dort noch, wo angesichts mißlingender staatlicher Konvergenzen von einem „Europa unterschiedlicher Geschwindigkeiten“ gesprochen wird. Solchen eskalierenden Ungleichzeitigkeiten widmet sich diese Sendung.
- David Wallraf führte ein Gespräch mit Mattea Weihe, die auf der "Seawatch" im Mittelmeer half, Flüchtlinge zu retten.
- Hans-Joachim Lengers Essay über Zeitbrüche skizziert Thesen zu Ungleichzeitigkeiten der Gegenwart.
- Einige Texte Ulrich Gnaucks registrieren auf ihre Weise, was die Zeiten durcheinandergeraten ließ.
Wdh. einer Sendung von 2018