Die lange Nacht der Oktoberrevolution
In diesen Tagen jährt sich die Oktoberrevolution, die - nach unserem Kalender - am 7. November 1917 (dem 25. Oktober des julianischen Kalenders) dem Russischen Reich ein Ende bereitete, nachdem schon die Februarrevolution 1917 die Zarenherrschaft hinweggefegt hatte.
Nun wird also die Russische Revolution, der „Rote Oktober“, hundert Jahre alt. Grund genug, die Geschichte des gescheiterten Weltveränderungsversuchs Revue passieren zu lassen.
Die Beschäftigung mit Kommunismus und Revolution stellt auch 25 Jahre nach der überraschenden Implosion der Sowjetunion noch immer ein Reizthema dar.
Querfunk erinnert im Rahmen einer kritischen Würdigung an die Revolution der Bolschewiki:
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Nacht: Freitag auf Samstag
0 bis 2 Uhr: Die Kritik einer aktuellen Ausstellung (»Der Kommunismus in seinem Zeitalter«, Gerd Koenen) und eines Buches (»100 Jahre Roter Oktober«, Ch.Links Verlag)
2 bis 4 Uhr: »Oktoberrevolution 1917: Großer Aufbruch und tiefer Fall«. Mit Beiträgen von B. Marlow / J. Maas, Olaf Kistenmacher und Fritz Brupbacher
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Nacht: Samstag auf Sonntag
0 bis 2 Uhr: »Die Tragödie des Sowjetstaates«. Mit Beiträgen von Gerhard Scheit, Franz Schandl, Felix Wemheuer und Hannes Gießler
2 bis 6 Uhr: Ein mehrstündiger Vortrag von Konrad Hecker, der den Realsozialismus sowjetischer Prägung einer eingehenden kommunistischen Kritik unterzieht
"Weder die internationale Politik noch die Weltwirtschaft, noch das kulturelle Leben des 20. Jahrhunderts lassen sich ohne das Erdbeben der Russischen Revolution verstehen. [...] Daß die Bolschewiki an ihrer eigenen Hybris scheiterten, ist wenig verwunderlich. Erstaunlicher ist, wie lange und wie oft sie ihre Herrschaft in scheinbar ausweglosen Situationen zu konsolidieren vermochten und welche Energien ihr tollkühnes Projekt trotz schwerer Rückschläge immer wieder freisetzte. Die Bolschewiki waren beides, Utopisten und Realpolitiker." (die Herausgeber von "100 Jahre Roter Oktober")
"Die Russische Revolution von 1917, die die Sowjetunion gebar, verwandelte sich [...] in eine Supermacht [...], in eine Revolution, die eine globale Konstante der Jahrhundertgeschichte wurde. [...] Zwar ist mittlerweile deutlich geworden, daß die Ideen der Französischen Revolution die des Bolschewismus überlebt haben, aber die faktischen Auswirkungen von 1917 waren bei weitem größer und anhaltender als die von 1789. Die Oktoberrevolution brachte die gewaltigste Revolutionsbewegung der modernen Geschichte hervor." (Eric J. Hobsbawm)
"Was von jeher den letzten Sinn aller menschlichen Bestrebungen gebildet hat, worum die Denker aller Zeiten immer wieder gerungen [...] haben, das Streben nach Erlösung und Beglückung der Menschheit: von alldem behauptet der Bolschewismus, er sei imstande, es jetzt, sofort und ohne Aufschub, zu erfüllen. Seine Lehre will nicht mehr eine unklare Vertröstung auf eine bessere Zukunft sein, sondern die Anweisung zu deren augenblicklicher konkreter Verwirklichung. Ein solcher ungeheurer Anspruch fordert höhere Beachtung heraus, als staatlichen und sozialen Reformen gewöhnlich zuteil wird, nötigt aber auch zu ernsterer und gewissenhafterer Kritik. [...] Hier handelt es sich eben um eine Umwälzung, die behauptet, daß mit ihr und durch sie die alte Welt aufhöre und eine neue Menschheit beginne." (René Fülöp-Miller, 1926)
"Rasant hatte sich der Rote Oktober zu einem weltweiten Fanal entwickelt. Die Russische Revolution löste eine politische Erschütterung aus, die sich schwerlich überschätzen läßt und bis zum heutigen Tag fortwirkt, in manchem der Amerikanischen und der Französischen ähnlich [...]. Egal, wie man zu ihr steht – sie affiziert das Hier und Jetzt, nötigt nach wie vor zur Reflexion, zur Stellungnahme." (M. Bitterolf, D. Maier)
"Die Oktoberrevolution hatten den Bolschewiken die Macht in der Sowjetunion gebracht. Sonst nichts. Macht war das einzige Instrument, das sie einsetzen konnten, um die Gesellschaft zu verändern." (Eric J. Hobsbawm)
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