Banken! Geld! Amerika!
Heute gehen wir mal wieder dem ideologiekritischen Tagesgeschäft nach ... "Don't fight the players, fight the game!" lautet eine nicht so dumme, einst bis in die Autonomenszene etablierte Maxime praktischer Gesellschaftskritik, die sich als Gemeinplatz gar nicht schlecht macht.
Was steckt dahinter? Die Einsicht, daß z.B. nicht Bosse, Banken und Konzerne das benennbare Übel kapitalistisch eingerichteter Gesellschaften sind. Sie können höchstens als das figurieren, was man traditionell den "Klassenfeind" innerhalb des Systems nannte. Und es ist sicher kein Zufall, daß die Agitation gegen Bosse, Banken und Konzerne immer auch "rechte" Adressaten anzieht - und umgekehrt auch "linke" Reaktionäre in genau dieser Manier hetzen. Um sich dagegen abzugrenzen, ist die Rede von der Unzulänglichkeit "verkürzter Kapitalismuskritik" längst bis in die Bewegungslinke vorgedrungen, wenn auch oft ohne nennenswerte Konsequenzen.
Die Vorläufer solcher Pseudokritik wurden schon vor 170 Jahren "deutscher Ideologie" (Karl Marx) geziehen. Und selbst die Sozialdemokratie des 19. Jahrhunderts nannte z.B. den sich als aufmüpfige Volksbewegung inszenierenden Antisemitismus einen "Sozialismus der dummen Kerls" (August Bebel), angesichts der Geschichte des 20. Jahrhunderts ganz klar eine Verharmlosung.
In der heutigen Sendung soll es um zwei zeitgemäße Erscheinungsformen solcher reaktionärer Kritik gehen, Ressentiments, die einem (nicht erst seit der großen Krise) auf Schritt und Tritt begegnen:
- "Bankenkritik und Antisemitismus - Geschichte und Gegenwart", ein Vortrag des Historikers Norbert Finzsch, der sich insbesondere auch mit der Geldkritik Silvio Gesells beschäftigt
- Wie gut sich Popanze ("Amerika", "die Mächtigen", "Gier" usw.) als bequeme Welterklärungsmodelle eignen, erläutert Tobias Jaecker in seinem Vortrag: "Antiamerikanismus - die ganz große deutsche Koalition". Von ihm ist auch ein Buch erschienen, "Hass, Neid, Wahn. Antiamerikanismus in den deutschen Medien" (Campus Verlag, 2014)
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