Kritik der Kulturen

Was und wie denken die Menschen über die sie umgebende Welt? Seit den siebziger Jahren, spätestens aber in den neunzigern hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen.

Die Inhalte zeitgenössischer Auseinandersetzungen haben sich vom gesellschaftspolitischen Großkonflikt des Jahrhunderts im Zeichen von Interessen hin zu einem Räsonieren über "Kulturen", "Identitäten" und "Differenz" zurückentwickelt. Und dementsprechend sieht die sich um solche Fragen drehende Welt in emsiger Selbstbeschäftigung aus: "vielfältig" aber langweilig. Ganz will es so scheinen, als wäre der universelle Pluralismus, die Ideologie der Postmoderne höchstselbst, die zeitgemäße Form des Totalitären.

Auch die wissenschaftliche Sphäre ist von dieser Wandlung nicht unberührt, vielmehr hat sie ihn ja maßgeblich mit vorangetrieben: weg von den kontroversen Auseinandersetzungen um Aufklärung und Kritik, Subjekt und Objekt, Natur und Gesellschaft, Schein und Wesen, hin zu einem lediglichen Erforschen des Bestehenden (oder vielmehr seiner Oberflächenphänomene) im Zeichen von linguistic turn und cultural studies. Derart intellektuell bescheiden ist man geworden in den Akademien; und macht sich bereitwillig zum Stichwortgeber einer hirnerweichenden Kulturalisierung des Sozialen.

 

Noch vor wenigen Jahrzehnten bedeutete Weltoffenheit gegenüber Fremden, daß man ihnen signalisierte, sie seien ungeachtet ihrer Herkunft willkommen. Fremdenfeindliche Ressentiments hingegen waren immer mit der Betonung der Herkunft der Angefeindeten verknüpft ... Heute aber scheinen auch die Weltoffenen, wenn es um Fremde geht, nicht ohne ausdrückliche Betonung von deren Zugehörigkeit zu einer "anderen Kultur" auszukommen.

  • Was treibt die Kulturenbeflissenen und Identitätssuchenden um?
  • Was hat es mit den nicht enden wollenden Konflikten um "Kultur" und "Identität" auf sich?
  • Hat Kultur an sich gar mit Bornierung zu tun?

Helmut Dahmer sprach 2013 in Wien über den Begriff der Kultur im allgemeinen, auf einem Symposium mit dem Titel "Warum wir fremde Kulturen nicht respektieren sollten - und die eigene auch nicht".

Detlev Claussen zerbrach sich 2014 in Heidelberg den Kopf über "Alltagsreligion statt Ideologie?", um sich einen Begriff zu machen von der diffusen Verarbeitung einer konfusen Welt in den Köpfen  .

 

 

 

Sendetermin
Sonntag, 26. Juli 2015 - 20:00 bis 22:00
Wiederholung
Freitag, 7. August 2015 - 14:00 bis 16:00
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