Die Allgegenwart des Krieges
Mobilmachungen überall - auch die deutsche Kriegspolitik nimmt wieder sprunghaft Gestalt an, in der Ukraine, dem Baltikum wie im Nahen Osten, in Afrika wie an der deutschen Heimatfront.
Matthias Geis etwa beklagt sich in der ZEIT über die fehlende Kampfmoral der Truppe: "Die Bundeswehr ist stahlgewordener Pazifismus. Wer wollte glauben, dass es sich beim Zusammentreffen von politischem Unwillen und technischem Unvermögen um einen bloßen Zufall handelt.“ Vorbereitet wird Deutschlands Wiederaufstieg zu altem Glück und neuer Größe. Die Regimes der Verwertung proben neue Techniken des Zugriffs. Schon ein Eisenbahnerstreik wird da als Anschlag auf die Gesellschaft als ganze verfemt. Wer noch von Frieden spricht, wird als Drückeberger gebrandmarkt, wer auf den Zusammenhang von kapitalistischer Krise und Expansionspolitik hinweist, als weltfremder Narr. Eine ganze Gesellschaft wird auf neue Waffengänge eingeschworen, und niemand soll abseits stehen dürfen, wenn zu "weltweiter Verantwortung" gerufen wird. Aber nie war Kriegspolitik Ausdruck systemischer Stärke. Stets war sie der äußerste Versuch, tiefgreifende Schwächen gewaltsam zu beheben - nach außen wie nach innen. Wie ließe sich an solche Schwächen im Gefüge der Macht anknüpfen?