Altes und neues Fleisch

Der Fleshanuary kann kommen!

Es macht jedes Jahr Spaß, sich aus über 100 guten Alben die besten herauszusuchen - ich habe aber auch ein schlechtes Gewissen, weil so viele tolle Musik nicht genug Anerkennung erhält, da sie es nicht in die Top 5 geschafft hat. Andy hat es da am besten, seine Top 5 besteht aus 50 Alben :)

Stefan:

1. Apes - Penitence  
Die Kanadier haben schon mit ihrer EP "Lullabies for Eternal Sleep" ordentlich vorgelegt vor zwei Jahren, und sie führen nun ihren intensiven Sound auf "Penitence" konsequent fort. Ihr mit Black Metal-Einflüssen angereicherter Death-Grind prescht geradlining und wütend nach vorne, und dennoch verstehen sie es, die Geschwindigkeit in den richtigen Momenten zu drosseln, um eine gänsehauterzeugende Wucht zu entfesseln. Beänstigend intensiv! Anspieltipp: Bottom Feeder

2. Keitzer - Pandemonium Humanitas  
Auf Album Nummer acht machen Keitzer keine Gefangenen und schütteln neun intensive Tracks aus dem Ärmel, die frisch und unverblümt brutal daherkommen. Grindcorelastiger Death Metal ohne Kompromisse, d.h. hier herrscht fast durchgehend hohes Tempo und nimmt den Hörer ordentlich in den akustischen Schwitzkasten. Die Beschreibung der Band auf Bandcamp bringt es auf den Punkt: "5 people shredding and blasting since 1999"!  
Anspieltipp: Scorned Messiah

3. Rotpit - Long Live the Rot  
Bereits ein Jahr nach ihrem gelungenen Einstand mit "Let There Be Rot" lassen Jonny Pettersson und Ralf Hauber den nächsten Gruft-Bastard auf die Meute los. Zu hören gibt es wieder abgrundtiefen, in Hall getränkten Old School Death Metal, der eine morbide Atmosphäre erschafft und absolut passend produziert ist. Die Scheibe macht großen Spaß und ist Pflicht für jeden "Rotfreak"!  
Anspieltipp: The Triumph of Rot

4. Moondark - The Abysmal Womb  
Kurz vor Jahresende präsentieren Moondark noch ein Hammeralbum, das zeitlupenartigen Death Metal vom Feinsten bietet. Bereits Anfang der 90er gegründet, liefert die Band nun ihr Debütalbum ab, das vom Sound her stark an frühe Bolt Thrower erinnert. Der doomige Sound wirkt wohldosiert - konrollierte Härte par excellence!  
Anspieltipp: The Abysmal Womb

5. Skeletal Remains - Fragments of the Ageless  
Die Tradition der großen Pionierbands im amerikanischen Death Metal wird hier konsequent fortgeführt - Skeletal Remains spielen sich hörbar die Finger wund auf ihrem fünften Album, vereinen dabei gekonnt die Trademarks von Einflüssen wie Morbid Angel, Death oder Malevolent Creation. Ihre Songs wirken strukturiert, chaotisch, traditionell und dennoch unberechenbar. Langweilig wird es hier zu keiner Sekunde. Eine Frischzellenkur für jeden Extreme Metal Fan!  
Anspieltipp: Void of Despair

Andy:

1. Blood Incantation - Absolute Elsewhere  
Das überraschendste Album 2024 kommt für mich von den Amerikanern Blood Incantation. Das Ganze gleicht einer psychedelischen Reise in bisher unbekannte (Metal-)Dimensionen. 90er Death Metal trifft Krautrock, trifft Prog-Rock, trifft Ambient und nimmt dann einfach noch den Irrsinn eines Erich von Däniken, wie selbstverständlich mit an Bord. Grenzen gibt es in diesem Album einfach keine. Die vier Musiker kreieren ihren völlig eigenständigen Sound und verquirlen diese unterschiedlichsten Spielarten in 43 Minuten begeisternde Musik. Sich dazu noch Thorsten Quaeschning von Tangerine Dream dazuzuholen, gleicht einem Husarenstück sondergleichen. Genau wie das ganze Album. Fazit: brutal, verträumt, genial.

2. Dödsrit - Nocturnal Will  
Die Schweden Dödsrit sind im Bereich des melodischen Crust Black Metals für mich aktuell die Nummer 1. Sie schaffen es wie keine andere Band, Melodie und Härte mit einem Gespür für große, von der Lead-Gitarre intonierte Melodien geschickt zu vermengen. Durch die Produktion und die immer vorherrschende Crust-Attitüde bleibt auch der für diese Art von Musik nötige Dreck im Sound vorhanden. Auch songtechnisch hat das Zurückfahren der Post-Anteile im Vergleich zum Vorgängeralbum Mortal Coil zugunsten der grandiosen Leads zu einem perfekten Extreme-Metal-Album schwedischer Prägung geführt, welches bei mir als Liebhaber dieses Sounds offene Türen einrennt.

3. The Spirit - Songs against Humanity  
The Spirit setzen mit ihrem neuen Album Songs Against Humanity aus Saarbrücken erneut auf die extreme Metal-Landkarte. Nach dem etwas verkopfteren, aber auch grandiosen …of Clarity and Galactic Structures, mit vernehmbaren (späten) Death-Anteilen, geht es im neuen Output deutlich direkter und angepisster zur Sache. Der Albumname Songs Against Humanity zeigt bereits den Weg auf: gegen die Menschheit, bei der man aktuell oftmals das Gefühl hat, dass sie ihrer selbst überdrüssig ist. Musikalisch ist man spätestens mit Output Nummer 4 im eigenen Kosmos angelangt: schwarzmetallisch, böse, songtechnisch ausgefeilt auf höchstem Niveau und äußerst variabel innerhalb der einzelnen Songs. Chapeau zu dieser tollen Scheibe.

4. Chapel of Disease - Echoes of Light  
Echoes of Light war zuerst ein Album, das mich bei den ersten Hör-Durchläufen eher enttäuscht hatte. Mir war klar, dass der Weg von Chapel of Disease sich vom klassischen Death Metal wegbewegt, da bereits im Vorgänger As We Have Seen the Storm, We Embraced the Eye die Death-Metal-Anteile deutlich zurückgefahren wurden. Dieser Weg setzt sich verstärkt fort und kann irritierend wirken. Die immer noch harschen Vocals mit der teilweise eher klassischen Instrumentierung haben initial den Anschein, nicht zusammenzupassen. Jedoch ist genau dies die Stärke des Albums, da diese Verbindung zwischen Classic Rock und Death Metal dermaßen gut gemacht ist, dass man sich vor Chapel of Disease für den gegangenen Weg und den Mut nur verneigen kann.

5. 200 Stab Wounds - Manual Maniac Procedures  
Manual Maniac Procedures war dieses Jahr mein absolutes Spaß-Album. Cooler Death Metal, extrem groovig, und das Schöne ist: Die Herren von 200 Stab Wounds wissen, wo das Gaspedal sitzt. Hier gibt es nichts Progressives, nichts Feinsinniges – das Ganze ist eine feine und super dreckige 90er-Jahre-Death-Metal-Abfahrt, mit ordentlichen tiefen Gitarren, Growls und Guts-und-Gore-Texten. Das Album ist leider in gut 30 Minuten vorbei, bleibt aber durch gezielt gesetzte Tempowechsel und dissonante Soli auch durch oder trotz des engen Korsetts immer interessant und bereitet eine Unmenge an Spaß.

Bernd:

1. Blood Incantation - Absolute Elsewhere
Ich hatte hohe Erwartungen - das vorherige Werk und die Ankündigung stachelten meine Vorfreude an - und die wurden sogar noch übertroffen! Der inhaltliche Wahnsinn (Aliens, Menschheit, Theorien...) wurde zwar etwas reduziert, dafür ist die Musik noch abgefahrener worden als zuvor. Wenn der Gastmusiker dann noch von einer meiner liebsten vegetarischen (= Non-Metal) Bands kommt, dann kann nur ein Meisterwerk herauskommen, wie es Absolute Elsewhere geworden ist.

2.  The Omega Swarm - Crimson Demise
T. macht ein Nebenprojekt? Der soll Mal lieber für Sulphur Aeon schreiben, dass es nicht wieder fünf Jahre bis zum nächsten Album dauert... Das waren meine Gedanken, als ich von der ersten The Omega Swarm hörte. Und Crimson Demise fängt mit drei wirklich tollen Songs an. Aber die wahre Magie beginnt danach - Entity Destroyer oder Cold Cosmic Mirror sind großartiger Death Metal mit sinfonischen Elementen.

3. Vorga - Beyond the Palest Star
Großartige Musik kommt nur von Absolute Elsewhere? Mit Beyond the Palest Star hat die hießige Band Vorga ein mächtiges Album vorgelegt. Am Anfang noch etwas enttäuscht, dass es nicht ganz so hart ist wie das Debüt, hat mich dann die einzigartige Atmosphäre gefangen genommen. Und mit The Sophist ist der Band wahrlich ein Hit gelungen!

4. Darkened - Defilers of the Light
Darkened haben fünf Mitglieder, die schon in zig anderen Bands gespielt haben, und das hört man. Sie haben sich auch von Album zu Album gesteigt um dieses Jahr mein Old School Death Metal Highlight zu veröffentlichen. Grandioses Songwriting und eine Hammer Produktion, Darkened können gerne so weitermachen!

5. Sig:Ar:Tyr - Citadel of Stars
Freunde von Viking Metal à la Bathory müssen diese Jahr zu Citadel of Stars greifen. Episch in Länge und Breite, haben sich die acht Jahre Wartezeit auf das neue Album gelohnt. Daemonskald, Alleinherrscher im Hause Sig:Ar:Tyr, präsentiert uns eine erhabene Stunde feinsten Black Metals.

Der Januar steht noch im Schatten von 2024 - 2025 hat noch nicht so viele Veröffentlichungen gesehen... Wobei wir euch schon ein Highlight präsentieren können: Das Debütalbum der Karlsruher Band Greh ist gerade erschienen und davon gibt es schon was zu hören.

Das nächste Jahr wird hoffentlich ebenfalls so üppig bei den Veröffentlichungen, die Vorschau ist schon Mal nicht schlecht: Greh, Harakiri for the Sky, Mantar, Havukruunu, Skalpture, Ereb Altor,... aber ich will nicht zu viel spoilern, schaltet doch einfach ein!

Auch dieses Jahr gibt es wieder 12 Mal kult of flesh auf die Ohren! Dazu noch 4 Specials, für die wir uns noch interessante Themen einfallen lassen, und das erste haben wir schon am 31. Januar auf dem Zettel.

Die erste Sendung gibt's dann am 17. Januar 2025 - wie immer um 20 Uhr
Auf 104.8Mhz im Raum Karlsruhe oder auf querfunk.de im restlichen Universum.
Stefan, Andy und Bernd freuen sich auf euch!

https://www.kultofflesh.de
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Sendetermin
Freitag, 17. Januar 2025 - 20:00 bis 21:00
Wiederholung
Dienstag, 28. Januar 2025 - 4:00 bis 5:00
Montag, 3. Februar 2025 - 7:00 bis 8:00
Donnerstag, 13. Februar 2025 - 13:00 bis 14:00
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