Israel und "Palästina". Postkoloniale Denkschablonen

Die anti-israelische Obsession

Wie man spätestens am 7. Oktober 2023 lernen mußte, war es keine süffisante Pointe und auch keine rhetorische Übertreibung, den israelischen Grenzzaun als antifaschistischen Schutzwall zu bezeichnen. Er wurde vor einem Jahr gewaltsam überwunden und massenhafte Pogrome nahmen ihren Lauf. Über das politische Urteilsvermögen mancher Zeitgenossen indes muß man sich sorgen: In Europa kann sich Antisemitismus – aus historischen Gründen – nicht mehr so plump, offensiv und rabiat ausagieren wie noch vor hundert Jahren, umso subtiler und verdruckster gebärdet er sich, zunehmend auch akademisch oder humanitär verbrämt. Die neoliberale, postmoderne Regression der Bildung (Filterblasen und gefühlte Wahrheiten ohnehin) haben auch vor der gesellschaftlichen Linken nicht halt gemacht. Als hätte es nie eine Erforschung und Kritik der Spezifika des Judenhasses gegeben, wird lautstark (und im Chor mit Klerikalfaschisten) einem Schablonendenken gefrönt, wie es noch jedem Stammtisch zur Ehre gereicht: Die anti-israelische Obsession äußert sich vor allem in Empörung und Pseudokritik im Modus des Shitstorms.

 

Sendetermin
Sonntag, 20. Oktober 2024 - 20:00 bis 22:00
Wiederholung
Freitag, 1. November 2024 - 14:00 bis 16:00
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