1968 1969 - Die Enden der Revolte
Über die Jahre 1967 und 1968 kommen die Kommentatoren nicht hinweg, dies umso weniger, seit sich dieses "magische Datum" neulich zum 50. Mal jährte und dazu einlud, die Maschinerien medialen Recyclings erneut anzuwerfen. Da wurden die überlebenden Zeitzeugen von einst wieder vor die Mikrofone und Kameras gezerrt, um die Rätsel des Exzesses von einst endlich zu lösen.
Einige Ex-Kommunarden und Archivare leben im übrigen nicht schlecht davon. Denn dieses verdammte Jahr will einfach nicht enden. Immer neu wird über die "Verdienste" und das "Versagen" der "Achtundsechziger" gerichtet, werden ihre maßlosen Übertreibungen oder "blinden Flecken" diagnostiziert, um die Akten endlich schließen zu können.
Doch wer schwingt sich da eigentlich zum Richter auf? Und worüber wird gestritten? Das "Versagen" der Rebellen schließlich bedarf keines Disputs. Eine Revolution blieb leider aus. Und was vom Aufstand blieb, konnte reibungslos in die Moden und Marotten des Betriebs überführt werden.
Doch wenn sich dieses "1968" zu einem Bild nicht runden will, dann deshalb, weil es Indiz eines Übergangs, eines Abschieds, eines Zerfalls, einer Auflösung, einer "Dekonstruktion" war, die seither nicht zum Abschluß kam. Im Gegenteil: in mancher Hinsicht zeichnete sich hier ein Gang der Dinge bis heute vor. Und deshalb dauert an, was sich damals ankündigte, weist sogar ins Künftige und macht jeden Versuch einer abschließenden Einordnung zur lächerlichen Veranstaltung hilfloser Archivare.
Mit Beiträgen von Hans-Joachim Lenger, Harald Strauß, David Wallraf und Nicola Torke.
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