Gruppen, Sekten, Formationen
Der „Faschismus“, so zeigt es eine Analytik der Macht, ist nicht erst eine Großformation, als die er – in vielfachen Spielarten – das 20. Jahrhundert heimgesucht hat. Früher noch ist er ein Dispositiv, das in der späten Moderne überall eine Rolle spielt, wo Gruppen die Machtfrage aufwerfen. „Der ‚Ursprung’ ist der Mythos der Faschisten“ (Hans-Jürgen Krahl).
Im Ursprung versichern sich politisch agierende Bünde ihrer unhintergehbaren Fundamente. „Mikrofaschismen“ tauchen in ihnen auf, die sich um die Reinheit des Authentischen und die Abwehr seiner „Verunreinigung“ schützen. Kennzeichnet dies den Status einer Sekte, so können deren Motive unversehens hegemoniale Macht gewinnen und ganze Formationen bestimmen. Namentlich im Zeichen einer „Biopolitik“ generieren sie Vorschriften zur Erhaltung körperlicher und geistiger Gesundheit, wobei ihre religiöse Ladung allenthalten Evidenz reklamiert und Macht entbindet – und sei es „nur“ als Rauchverbot oder als Ritual der Fitness-Studios, als Inquisition einer „political correctness“ oder als Diktatur der „Nachhaltigkeit“.
Wie wenig „linke“ Gruppen, die sich einem „Antifaschismus“ verpflichtet wähnen, von solchen Dynamiken frei sind, zeigt der Streit um die „Fundamente“, der sich in ihnen dann umso fanatischer wiederholt, als er im Zeichen tiefgreifender Ohnmacht ausgetragen wird.