Was nun? Was tun?
Weshalb kommt die Gesellschaftskritik nicht zu den Menschen? Wieso kommen sie nicht zu ihr? Liegt das an der Kritik? Oder an ihrer Darreichungsform? Oder an den Menschen? Oder an ihren Umständen? Bedarf es einer Bewegung? Soll man sich organisieren? Und wenn ja, wie? Warum eigentlich ticken fast alle Bewegungen, die sich spontan bilden, eher rechts als links? Wieso ändert sich hier nie etwas (jedenfalls nicht zum Guten)? Fragen über Fragen, die nicht erst heute für Kopfzerbrechen sorgen ... Auf dem Podium diskutieren Rüdiger Mats (Leipzig) und Thomas Ebermann (Hamburg).
Das Gespräch ist nicht nach Art einer spektakulären Talkshow. Zwar geht es ein wenig kontrovers zu, aber vor allem besinnlich, sehr reflektiert, ernsthaft und überaus zivilisiert, beide Referenten lassen einander geduldig ausreden. Kurzweil wird nicht geboten, dafür eine so ungewöhnliche wie wohltuende Verbindlichkeit des entfalteten Gedankens. Auch Selbstkritik ist für Dialektiker wie Mats und Ebermann keine Attitüde, sondern ein Gebot der Redlichkeit. Die beiden trafen 2016 in Göttingen aufeinander, unter dem Titel "There is no way out? Wege in eine befreite Gesellschaft". Und natürlich geht es – wie so oft – um diffizile Fragen an der Schnittstelle von Voluntarismus und Materialismus.
Denn ist es nicht so? Weil sich nie etwas wirklich ändert,² denken die meisten Leute, es läßt sich ja eh nichts ändern. Weil aber die meisten Leute denken, es ließe sich ohnehin nichts ändern, kann sich auch nichts wirklich ändern. Wie ließe sich dieser circulus vitiosus aufbrechen?
"Selbst wenn sich unsere Sache als aussichtslos herausstellen sollte, müssen wir das tun; schon um Menschen zu bleiben."
²) Naja, wenn sich doch mal etwas ändert, dann wollen die meisten es eher zum status quo ante ändern, ältere Zustände also restaurieren. Nicht sehen wollend, daß die reale Transformation objektiver Natur ist. Als ließe sich die Welt wie eine Uhr zurückdrehen.