Von der Poplinken zum diversity management
Spex und NME am Ende, John Peel tot, Klaus Walter ausgebootet, und die Hamburger Schule ist auch nicht mehr das, was sie mal war ... Die neunziger Jahre sind eben schon lange vorbei.
In welchem Verhältnis stehen Pop und Subkultur? Kann Hedonismus unter den gegebenen Verhältnissen mehr sein als eine bloß kompensatorische Veranstaltung? Was hat es zu bedeuten, daß Poplinke, Linkspop und Linkspopulismus – und letztendlich Pop und Populismus – demselben Bedeutungskosmos entstammen?
"Es hat den Anschein, als sollte das Lustprinzip verwirklicht werden, ohne das Realitätsprinzip anzutasten."
( Roger Behrens )
Hören Sie drei Beiträge zum Thema:
- Was war einmal die "Poplinke"? Auskunft gibt Roger Behrens in einem Vortrag, der die Akademisierung von Kritik ebenso thematisiert wie die Kulturalisierung des Politischen überhaupt.
- John Lütten sekundiert: Nicht alles, was »subversiv« und »kritisch« daherkommt, ist es auch. So auch der aktuelle Mainstream linker Pop- und Subkultur-Bands: Diverse sogenannte »Zeckenrapper«, Punkrock- und Electro-Bands geben sich nonkonform und rebellisch, sind aber eigentlich völlig angepaßt und kreuzbrav. Ihre Forderung nach Pluralität ist linksliberaler Common Sense, ihr Antifaschismus staatstragend, ihr Hedonismus bürgerlicher Eskapismus. Das macht es Rechten umso leichter, sich als Opposition zu inszenieren ... findet Lütten in seinem Vortrag "Rebellion als Massenbetrug".
- Abgerundet wird das ganze von einem Nachruf der Redaktion Hörsturz auf das Zentralorgan der Poplinken, die Zeitschrift Spex. Sie stand für ein cultural-studies-lastiges Herangehen an "Pop-Phänomene", das mehr und mehr Jargon wurde – und vor allem im postmodernen Milieu der Design- und Kunstakademien gut ankam.
Während Behrens, leider nur kursorisch, eher in die Tiefe geht, beleuchtet Lütten das Phänomen eher in der Breite. Auch liegen, was man bisweilen merkt, zehn Jahre zwischen Behrens' Abgesang auf die Poplinke und Lüttens Kritik des neuerlichen Pop-Opportunismus.
"Jede Linke hat die Kultur, die sie verdient."
( John Lütten )
"Die Partykultur wird jedoch nicht zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift."
( Roger Behrens )