Abstumpfung, leitgeführt am Thema Inzidenz pro Tag

Unsere aktuelle Abstumpfung leitgeführt am Thema Inzidenz pro Tag finde ich spannend. Führt das uns zu einem tolerierten Kindersterben? Wo könnte mein Denkfehler liegen?

An Weihnachten hatten wir um die 25.000 Inzidenzen pro Tag -- aber da war ja noch keiner geimpft. Wer ernsthaft erkrankte und auf der Intensivstation lag, das waren die Leute über 70, 80, und weniger die jungen Leute. Heute haben wir auch 25.000 Inzidenzen pro Tag. Die Zahl ist also identisch, aber es erkranken andere Bevölkerungsgruppen, und deswegen ist das gesellschaftliche Problem nicht identisch. Die derzeitigen 25.000 Inzidenzen pro Tag, das sind, soweit ich das verstehe, nun eindeutig jüngere Menschen. Das ist der Fall, weil die Älteren, Geimpften wohl tatsächlich weniger stark erkranken. Das ist sehr gut, aber wieso haben wir dann noch immer 25.000 Neuerkrankte pro Tag? Und warum ist die Intensivbettenbelegung noch immer so hoch? Wer liegt da drin?

Angenommen, es gäbe kein Intensivbettenlimit, auch keine Impfung, Tod und lebenslange Zeichnung sei egal, und wir würden das rein zahlenmäßig betrachten und wir ließen das Treiben bei den aktuellen Maßnahmen mal durch alle Altergruppen laufen, ja, bei was läge der Inzidenzwert wohl heute, anstelle der 25.000? Läge er bei 40.000? Bei 70.000? Wie viele würden sich auf der Intensivstation winden, wie viele würden dort derzeit sterben? Nun haben wir aber nun mal ein Intensivbettenlimit. Und wir haben auch die Impfung. Die Intensivbetten sind ähnlich stark ausgelastet wie im Dezember, nur liegen darin nun jüngere Menschen. Es wirkt wie eine Welle des Infektionsgeschehens, die sich altersmäßig langsam von oben nach unten durchdrückt. Eine Welle, die zahlenmäßig gleich ist wie im Dezember, aber vom Menschenschicksal her ein schon stark verändertes Profil abgibt.

Was wird eigentlich sein, wenn wir im Sommer alle unser Impfangebot bekommen haben, wir Erwachsenen, und wir das auch weitestgehend angenommen haben? Wir, das sind die Volljährigen, egal ob 20, 40, 60 oder 80 Jahre alt. Was ist, wenn wir geimpft sein werden? Ist dann Corona vorbei? Wie viele Inzidenzen pro Tag werden wir dann haben? 25.000 Inzidenzen pro Tag? 2.500? 250? Und wer ist das dann bitte? Sind das dann nur noch unsere Kinder?

Was machen wir Erwachsenen dann eigentlich, wenn wir aus dem Schneider sind? Sitzen wir dann alle auf dem Ludwigsplatz, trinken unseren Aperol Spritz, oder tanzen wir im Tollhaus und freuen uns über unsere Freiheit? Gehen wir shoppen, gehen wir ins Stadion, machen wir Party? Werden wir, wenn es uns Erwachsenen mehrheitlich nichts ausmachen wird, anders darüber denken, als wir heute darüber denken? So wie wir heute schon anders darüber denken als noch im Dezember? Wie läuft das dann eigentlich in Kita und Schule ab? Wird Schule wieder ganz normal stattfinden, ist Corona dann eine Kinderkrankheit? Stört das uns dann noch? Das Virus breitet sich da auch weiterhin aus, mutiert, und die Gefahr, dass wir einen Rückschlag erleiden, die ist immer da. Aber was ist denn mit unserer Freiheit? Wir Erwachsenen, die das jetzt 1,5 Jahre durchgemanaged haben?

Was ist dann eigentlich mit diesen sehr, sehr jungen Menschen? Erkranken die eigentlich so stark, dass sie Fälle für die Intensivstation werden? Kommen diese Jugendlichen dann ins Krankenhaus? Beginnt dann im Krankenhaus das Kindersterben? Ab wann beginnt eigentlich "ein Kindersterben"? Wir Erwachsenen freuen uns über unsere Freiheiten, alles ist wieder offen, und unsere Kinder haben halt weiterhin Corona? Wie man als Kind Scharlach hat?

Derzeit sitzen die Intensivmediziner bei Lanz und erzählen, dass die Intensivpatienten immer jünger werden, nun sind sie 40, 50, 60 und nicht mehr 70 oder 80. Ein gewisse, von Lanz anmoderierte Verwunderung steht dann im Raum. Und wir so: "Achso, hm, egal, ich kann nicht mehr." Wird es so sein, dass in drei Monaten die Intensivmediziner bei Lanz sitzen, über die vielen Kinder im Intensivbereich berichten, und wir dann sagen: "Huch, alles Kinder?" oder "Achso, hm, egal, ich kann nicht mehr."? Oder ist es egal, weil es wenig Betroffene sind, aber eben Kinder, und dass es von der Intensivbelegungsstatistik her OK aussieht, diese Intensivüberlastung sich entspannt, und wir alle eh nicht mehr können und nur noch stumpf sind?

Wir sind derzeit noch nicht am Ende der Serie, es gibt noch weitere Staffeln und wir haben noch einige Plot-Twists vor uns. Wie würdet ihr diese Geschichte fortschreiben?

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