Treffpunkt Rock - Sendung zu George Thorogood

"Das fängt ja schon gut an", dachte ich, als das Telefonat der Ticketverkäuferin am Tollhausschalter nicht enden wollte. Schon seit Tagen geistert mir das geplante Interview mit George Thorogood durch den Kopf. Ein "richtiger" Rockstar, in unseren Breitengraden bereits 1980 geadelt durch den Rockpalast-Auftritt bei den Kollegen vom WDR, soll nun von mir, dem Moderator des einstündigen Treffpunkt Rock auf Querfunk, Fragen gestellt bekommen.

"Nun bin ich schon mal pünktlich und daran soll die auch nichts ändern", dachte ich mir und schlich mich ins Foyer, wo mich eine junge Praktikantin abfing. Nach einer kurzen Wartezeit begleitete mich schließlich Jo Frisch, der zuständige Pressereferent des Tollhaus', durch die Katakomben desselben, bis sich der Roadmanager Thorogoods einschaltete und sich von da an um mich kümmerte, was hier soviel bedeutet wie sicheres Geleit zum doppelstöckigen Tourbus und das Überwachen des 15-minütigen Zeitlimits, welches für das Interview im Vorfeld festgelegt wurde. Wie sich später herausstellte, konnte es leider nicht eingehalten werden; es sollte um stolze sechs Minuten überzogen werden! "I got Dylan on the Phone", waren die ersten Worte, die ich dann vernehmen konnte. Erstaunt tat der zu interviewende dann doch, mit Telefon in der einen Hand und kaffeartigem Kaltgetränk der Marke Starbuck's im Riesenbecher in der anderen, und irritierte mich mit der rhetorischen Frage, warum man denn gerade ihn zu interviewen gedachte. Wie beim Schwarzenegger'schen Terminator, den Thorogood 1991 mit seinem Song "bad to the bone" treffend charakterisierte, rotierten in diesem Moment auch meine hitzegeschädigten Schaltkreise nach einer "good idea", um zwischen Standard-Phrasen wie "because I'm supposed to make an interview for a local radio station..." oder "for my listeners it would be interesting to know something about..." noch irgendetwas Sinnvolles herauszufiltern. Und schon war auf einmal mein tagelanges Sinnieren über meine 15 fein säuberlich getippten und ausgedruckten Fragen hinfällig geworden. Als ich noch mit der Technik herumhantieren musste, lieferte George bereits Antworten, die ihrerseits wiederum in Gegenfragen mündeten.
 
"Mir auch recht", resümierte ich im Stillen. Dass das Gespräch den Charakter einer Plauderei unter Freunden annimmt, ist meines Erachtens nach sowieso die bessere Variante ein Interview zu führen als ein aufdringliches Frage-Antwort-Spiel mit dem obligatorischen Herumhantieren mit dem Mikrofon. Und "Gespräch unter Freunden" ist durchaus nicht übertrieben, waren wir doch zum persönlichen "you" übergegangen sowie unseren Vornamen; natürlich erst, nachdem er diese einer etymologischen Überprüfung unterzogen hatte: "Sebastian? Is that a Greek name?" Und er - trotz Verneinung und Verweis auf Alexander - beschloss, mich "Sebastian the Great" zu nennen. Und überhaupt meinte er, sein ursprüglich gewählter und fürs aktuelle Album reaktivierte 50s-Revival-Style-Bandname "George Thorogood and the Delaware Destroyers" sei auch zu lang gewesen, weshalb er bereits kurz nach Karrierestart Mitte der 70er Jahre den Namen seines Heimatstaats Delaware aus dem Bandnamen gedroppt hatte. Der war mit Auflistung der Begleitband "and the Destroyers" eigentlich schon lang genug und hätte nie und nimmer in leuchtenden Lettern über das Portal des Marquees oder vergleichbarer Locations gepasst. Ohnehin sei seine Heimatstadt Wilmington eine Gründung schwedischer Siedler aus dem 17. Jahrhundert gewesen.
Spätestens nach solchen geografisch-historischen Exkursen, die George mit Worten wie "if you want to dig in history" einzuleiten pflegte, halte ich den Rock-and-Roll-Filmgeschichte gewordenen Backstage-Talk mit Alice Cooper in Wayne's World nicht mehr für einen Hollywood Gag. Mit der Zeit gelang mir dann doch noch ab und zu ein verstohlener Blick auf mein Konzept, um den Fokus auf seine Musik, seine Roots, die Entwicklung und das Business überhaupt zu lenken. 
 
Was George Thorogood im Einzelnen dazu zu erzählen hatte, können die Hörer und Hörerinnen des Treffpunkt Rock in den Samstags-Sendungen am 15. und 29. August im O-Ton hören...
Sendetermin
Samstag, 15. August 2015 - 18:00 bis 19:00
Wiederholung
Samstag, 29. August 2015 - 18:00 bis 19:00
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