Der seltsame Klang des Wortes Pandemie
Eine Glosse zum Schmunzeln
Warum klingt das Wort so seltsam esoterisch? Weil man an Peter Pan denken muß? Zunächst ist mal beruhigend, daß der aufmerksamkeitsheischende Mehrwert des Wortes für Klugscheißer sich bereits weitgehend abgenutzt hat, weil es mittlerweile omnipräsent ist.
In wissenschaftlicher Hinsicht hat der Begriff zweifellos seine sachliche Berechtigung und seinen strengen Sinn: Ist unter einer Epi-demie eine regional grassierende Seuche zu verstehen, so unter einer Pan-demie eine weltweit, also global sich aubreitende. „Pan“ heißt „ganz“ bzw. „umfassend“, man kennt vielleicht die panafrikanische Bewegung, die panslawische, panarabische oder gar pangermanische („alldeutsche“).
Pandemie: Und doch klingt das Wort leicht bescheuert, ein bißchen nach Harry Potter, vielleicht ist daran doch Peter Pan schuld. Oder doch vielmehr der Versfuß, dieser auffällige, sich zu einem Kretikus auswachsende Jambus, der das dreisilbige Wort so unfreiwillig prätentiös klingen – und seine Aussprache beschwörerisch anmuten – läßt. Äbte mähen nie Heu; Pandemie, drei verschiedene Vokale! Das viersilbige Wort Epidemie hingegen ist erstens weithin geläufig und klingt aufgrund seiner professionell anmutenden Mehrsilbigkeit (sein Versfuß ist ein Päon quartus) eher nüchtern und wissenschaftlich als poetisch, was vermutlich am routinierten Stakkato des terminus technicus liegt. Pandemie hingegen klingt unfreiwillig poetisch, ein bißchen wie Eurythmie; somit sogar unfreiwillig esoterisch, ja fast okkult oder dämonisch: Pandämie!
Vielleicht hat das sogar die Kanzlerin bemerkt, als sie kürzlich das E-Wort dem P-Wort vorzog, welches sie auffällig gemieden hat. Denn hinreichend, um den nationalen Notstand auszurufen, ist ja bereits eine Epidemie, die nicht einmal notwendigerweise pandemisch grassieren muß.
Dr. Indoctrinator