Typen Typen Typen – Typologie und Typografie

Der sich selbst genügende gesellschaftliche Pluralismus lebt von einer Vielfalt der Typen von Menschen. Unter dem Titel "Der Zuschauer" präsentieren wir eine Variantenschau des pluralen Konformismus, eine "Typologie der verschiedenen ökonomischen, politischen, psychologischen, sexuellen und besonders intellektuellen Rollen, unter denen die Kontemplativität des Zuschauers", und Sachzwang FM möchte ergänzen: des Zuhörers,* "personam aufzutreten pflegt – sowie über einige Mittel, ihnen abzuhelfen" (2005).

Wie müssen die Menschen und Charaktere – vor allem auch die, die vorgeblich ganz andere Zustände herbeiführen wollen – beschaffen sein, damit sich bloß ja nichts wirklich je ändert?

Es ist "dabei geblieben, daß die Inszenierung der Verdinglichung und Entfremdung als Spektakel innerhalb des Spätkapitalismus jedem eine – 'seine' – Rolle in der generalisierten Passivität aufzwingt. Niemand entgeht diesem Gesetz. 'Wer stets nur zuschaut [...], der wird nie handeln: und genauso hat der Zuschauer zu sein.'"

Im einzelnen geht es dort um Typen wie du und ich ... also den Privaten alias Normalen, den Konsumenten oder Kulturgenießenden, den Romantiker, den Phlegmatiker, den Wanderprediger, das Fußvolk, suchendes Fußvolk, aktives Fußvolk, Volk, das Proletariat, den Psycholog, den Logiker, den Theoretiker oder Philosoph, den aktuellen Kritiker, den Skeptiker, Dauersuchende, den Modedenker und Meisterschwätzer, den Künstler, den Homosexuellen, den Bübischen, Hypochondrische, Berufsirre, den Nerd, den Groupie, den Linken, den Gewerkschafter, den Student und schließlich Christen. Dieser eigentümlichen Arbeitsteilung der Unmündigkeit, die quasi automatische Subjekte hervorbringt, wollen wir nachgehen.

"Die Negation aller dieser Typen erscheint aufgrund der Verfaßtheit alles Menschlichen in Rollen bzw. Typenform und dero zu verstehenden Klassifizierbarkeit notwendig selbst als Typus. Dies ist falscher Schein. [...] 'Avantgarde sein heißt mit der Wirklichkeit Schritt halten'"

 

An diese kritische Typenlehre schließen sich ein paar typografische Reflexionen über "Satzzeichen" an, die vor allem auf "Sensibilität des Schriftstellers in der Interpunktion" aus sind und mit erstaunlichen Einsichten aufwarten werden. (1956)

"Dort, wo es überhaupt etwas zu sagen gibt, weist allerorten Indifferenz gegenüber der literarischen Form auf Dogmatisierung des Inhalts."

 

 

*) ja, lieber Hörer, geneigte Hörerin, fassen Sie sich ruhig auch einmal an die eigene Nase ... Ene mene muh, und was bist du?

 

 

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Sendetermin
Sonntag, 18. September 2016 - 20:00 bis 22:00
Wiederholung
Freitag, 30. September 2016 - 14:00 bis 16:00
Freitag, 7. Oktober 2016 - 14:00 bis 16:00
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